Verpflichtender Botendienst ab 2020? – Das Geschäft der Medikamentenlieferung

Der Versandhandel punktet bei Kunden weil er bequem ist. Apotheken könnten das auch. Foto: unsplash user: lunarts

Gerade das „Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort Apotheke“ sorgt fortlaufend für neue Diskussionen unter den Apothekern. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will die Apotheken erhalten und schützen, weist aber auch deutlich auf notwendige Veränderungen hin, um dem Konkurrenzdruck durch die Online-Händler standzuhalten. So soll der Botendienst von der bisher auf Kulanz basierten Ausnahmeleistung zur teils verpflichtenden Regelleistung umfunktioniert werden.

Zukünftig soll die Auslieferung durch den Botendienst der Apotheken auf Kundenwunsch zulässig sein. Aktuell ist dies noch durch die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) untersagt. Auch wenn viele Kunden diesen Service bereits als selbstverständlich ansehen, handelt es sich um ein rein freiwilliges Angebot ihrer Apotheke. Beispielsweise im Fall von bettlägerigen Kunden oder nicht vorrätigen Medikamenten kann die Lieferoption angefragt werden.

Die Beratung darf trotz Botendienst nicht auf der Strecke bleiben

Im Gegensatz zu den Online-Apotheken darf die Auslieferung von Medikamenten durch den Botendienst nur von ausgewiesenem Fachpersonal durchgeführt werden. So muss das vom Arzt ausgestellte Rezept bei der Übergabe des Medikamentes vorliegen. Da dies bei der Auslieferung mit dem Botendienst spätestens an der Haustür erfolgt, ist an dieser Stelle eine Fachkraft von Nöten. Nur sie darf das Rezept prüfen und entgegenzeichnen, um schließlich das Arzneimittel auszuhändigen. Das soll vor allem Verwechslungen und den daraus resultierenden Mehraufwand verhindern.

Das elektronische Rezept verschafft Abhilfe

Als Alternative könnte ein System mithilfe des e-Rezepts oder einer App dienen. So könnten die Daten direkt nach dem Arztbesuch elektronisch zur Wunsch-Apotheke übermittelt werden. Die Option des Botendienstes kann dann ausgewählt und theoretisch eine Lieferung auch ohne Fachpersonal durchgeführt werden, da die Beratung bereits durch den Arzt erfolgte. Dafür plädierten die Vertreter der einzelnen Bundesländer in einer Bundesratssitzung zu dem Gesetzesentwurf.

Side view of happy female pharmacist selling medicine to senior man in store. Smiling chemist is assisting customer. They are at checkout counter.
Der Vorteil der Apotheke ist die Nähe zum Kunden.

Online-Versandhändler auf dem Vormarsch

Aber wieso überhaupt das Ganze? Kann der Botendienst nicht als freiwillige Leistung der Apotheke nur für Ausnahmefälle bestehen? Nun ja – seit dem Hochpunkt im Jahr 2005 (21.592 Apotheken) sinkt die Anzahl der Vor-Ort Apotheken stetig (nur noch 19.748 Apotheken Ende 2017).

Gerade in den ländlichen Regionen Deutschlands ist der Apothekenschwund am deutlichsten spürbar. Arztpraxen auf dem Land schließen und ziehen in die nächste Stadt um. Dies macht sich entsprechend an der sinkenden Zahl der Apotheken auf dem Land bemerkbar. Zwar ist in Deutschland die medizinische Versorgung keinesfalls gefährdet (eine Apotheke versorgt im Schnitt 4000 Menschen), doch zeigt auch die Demografie im Apothekergewerbe einen stetig steigenden Altersdurchschnitt bei fehlendem Nachwuchs. Ländliche Apotheken müssen dementsprechend Alternativen bieten, um eine Überlebenschance zu haben.

Die sinkende Zahl der Apotheken hat natürlich verschiedenste Gründe, auch der zunehmende Marktanteil des Online-Versandhandels spielt eine gravierende Rolle. Immer mehr Menschen bestellen ihre Medikamente online, da sie mit Rabatten und Angeboten der Versandhändler und der unkomplizierten Lieferung nach Hause gelockt werden.

Apotheker sollten ihre Chance nutzen

Jetzt gilt es sich für die Vor-Ort Apotheken durchzusetzen. Mithilfe des Botendienstes kann den Kunden eine ähnlich unkomplizierte Lieferung bis an die Haustür samt einem entscheidenden Vorteil geboten werden: Die Apotheke bleibt als Fachberater für den Kunden greifbar. Die Nähe und persönliche Beratung von Apothekern zu ihren Kunden ist das was Online-Händler nicht erreichen können.

Der richtige Umgang im Botendienst mit sensiblen Medikamenten

Entscheidet ein Apotheker sich mit der kommenden Gesetzesänderung den eigenen Botendienst zu erweitern, stellt er sich dennoch vor einige Herausforderungen. Die Regelleistung bedeutet nicht nur einen Mehraufwand, sondern auch den Einsatz zusätzlicher Ressourcen. Das können unter anderem die Einstellung von neuen Mitarbeitern und erhöhte Kosten durch den Kauf von Lieferfahrzeugen sein.

Zudem ist jedes dritte neu zugelassene Medikament kühlkettenpflichtig. Die Herausforderung in der Handhabung mit solch sensiblen Medikamenten liegt darin, dass die richtige Kühltemperatur niemals über- oder unterschritten werden darf.

Vor der Auslieferung von kühlkettenpflichtigen Medikamenten steht also ein aufwendiger Prozess bevor. Passive Kühlboxen müssen mit vorkonditionierten PCMs ausgestattet werden, die die gewünschte Temperatur über einen längeren Zeitraum halten. Diese müssen vorab in Kühltruhen herabgekühlt werden, was einige Stunden in Anspruch nehmen kann. Ein sehr zeitintensiver Prozess der aus vielen Arbeitsschritten besteht.

Der Vorteil zu Online-Händlern

Gerade wenn es zum Versand von kühlkettenpflichtigen Medikamenten kommt, geraten die Online-Riesen schnell an ihre Grenzen. Denn das Verschicken solcher Arzneimittel ist nicht einfach. Die Temperaturbereiche (meist +2° C bis +8° C oder +15°C bis +25°C) müssen strengstens eingehalten werden, da die Medikamente ansonsten ihre Wirkung verlieren könnten.

In den immer heißer werdenden Sommermonaten wird dies zunehmend schwieriger. Die Medikamente werden nach der Bestellung oftmals durch die üblichen Paketdienste versendet. Nicht umsonst liest man immer wieder von Stichprobenexperimenten, die zeigten, dass Medikamente unbrauchbar bei den Kunden angeliefert wurden. Leider gelten auch noch immer nicht die gleichen rechtlichen Grundlagen hinsichtlich der Good Distribution Practice für Online-Apotheken, Botendienste und Vor-Ort Apotheken. Aber auch hier sollen zukünftig Anpassungen erfolgen.

Portrait of beautiful young female pharmacist standing with a digital tablet at chemist store
Apotheker, die mit der Zeit gehen, bleiben wettbewerbsfähig.

Der letzte Schritt in die nahe Zukunft

Auf Apotheker kommen in den nächsten Jahren viele Veränderungen zu. Sei es das elektronische Rezept, GDP-Konformität oder die Umstellung der Botendienste auf eine Regelleistung. Wichtig ist es sich offen den kommenden Herausforderungen zu stellen und nicht die Arme zu verschränken, um auf alte Systeme zu beharren. Wer sich frühzeitig auf die Veränderungen einstellt kann gleich von Beginn an mit dem besonderen Service der Apotheke werben und sich so einen Vorteil verschaffen.

Botendienste können eine bessere Beziehung zum Kunden ermöglichen und bieten den Online-Versand Apotheken eine ernstzunehmende Konkurrenz. Großen Anteil daran kann die richtige Kühllösung tragen, die die sensiblen Medikamente sicher und zuverlässig unter Aufzeichnung und Live-Tracking der relevanten Daten zu den Kunden bringt.

Aufwendige Packungsprozesse bei passiven Kühllösungen oder eine sichere Kühlung per Knopfdruck – entscheiden Sie selbst. Wenn Sie mehr über aktive Kühllösungen und ihre Vorteile erfahren wollen kontaktieren Sie uns über das untenstehende Formular.