In Deutschland gibt es nur eine Möglichkeit an Medikamente jeglicher Art zu kommen: Die Apotheke. Wer beispielsweise ein einfaches Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen benötigt, der muss den Weg zur Apotheke antreten. Anders ist das in den USA. Dort können diverse Medikamente, die nicht verschreibungspflichtig (OTC – Over The Counter) sind, im Supermarkt gekauft werden. Selbst manche Tankstellen haben OTC Produkte in ihrem Sortiment.
Der klare Vorteil der deutschen Variante ist die Beratung durch den Apotheker. Ohne Beratungsgespräch, und sei es nur ein kurzer Wortwechsel, verkauft keine ApothekenmitarbeiterIn ein Schmerzmittel. Dadurch ist der Kunde bei der Kaufentscheidung nicht allein.
Der Vorteil der US Variante liegt klar in der einfachen Beschaffung von als harmlos deklarierten Medikamenten. Beim wöchentlichen Einkauf eben eine Packung Aspirin in den Einkaufswagen gelegt und an der Kasse bezahlt. Das ist zum Beispiel in 3.600 der insgesamt 5.000 Walmart Filialen der Fall.
Pro Kopf Umsatz von deutschen Apotheken und US Pharmacies
Zwar gibt es in Deutschland ein sehr gut aufgestelltes Apotheken-Netz von fast 20.000 Apotheken, was 24 Apotheken pro 100.000 Einwohnern, allerdings haben diese teilweise ungünstige Öffnungszeiten oder der Kunde muss sich in eine lange Schlange einreihen. Dies entfällt komplett in den USA.
Bei rezeptpflichtigen Medikamenten ist der Umgang in Deutschland und den USA derselbe. Ohne Vorlage vom Rezept beim Apotheker wird das gewünschte Medikament nicht herausgegeben.
Flächendeckende Konzernstruktur in den USA
Das deutsche Apothekengesetz schreibt vor, dass ein Apotheker eine Apotheke mit maximal drei Filialen besitzen darf. Dadurch gibt es in Deutschland keine großen Apotheken-Konzerne, die über ein Landes oder – bundesweites Filialsystem verfügen.
Diese Struktur steht im starken Kontrast zur US-amerikanischen Version. Dort ist Walgreens mit mehr als 8.000 Filialen die größte Apothekenkette im Land. Walgreens besitzt Filialen in jedem der 50 US-Bundesstaaten.
Etwa 23.000 unabhängige Apotheken stehen knapp 20.000 Filialen der großen Ketten gegenüber. Hinzu kommen 9000 Supermärkte und 8000 SB-Warenhäuser mit angeschlossenem Apothekenschalter.
Der PBM als lukrativer Zwischenhändler
In den USA wird der Preis für rezeptpflichtige Medikamente komplett durch die Marktwirtschaft selbst gesteuert. Der Staat hält sich bei der Preisregulierung komplett raus.
Ein großer Einflussfaktor auf Preise und Verträge im Apothekensektor sind sogenannte Pharmacy Benefit Manager (PBM). Sie kümmern sich um die Belange der Apotheken. Ihre Rolle ist dabei nicht unumstritten.
Sie sehen ihre Rolle so:
[Wir] reduzieren die Kosten für verschreibungspflichtige Arzneimittel, verbessern die Zweckmäßigkeit und Sicherheit für die Verbraucher, Arbeiter, Verbände und staatliche Programme.
Drei große Unternehmen, Express Scripts, CVS Caremark und Optum Rx, dominieren den Markt der PBM. Ihnen gehört insgesamt etwa 85 Prozent des Marktes. Zudem ist das System der PBM undurchsichtig. Wie genau Preise für Arzneimittel zustande kommen und was in den Verträgen der PBM steht, ist ein Mysterium.
Mehr Regularien in Deutschland
Die Preisbildung für ein neu zugelassenes Medikament ist in Deutschland ebenfalls nicht reguliert. Im ersten Jahr nach Veröffentlichung ist der Preis für dieses Medikament komplett vom Hersteller bestimmt. Erst nach Ablauf des ersten Jahres verhandeln Hersteller und Krankenkassen über einen tatsächlichen Preis.
Bei deutschen Apotheken greift die Arzneimittelpreisverordnung. Diese regelt die Preise bzw. die Preisspanne von Arzneimitteln. Dies führt zu einheitlichen Preisen von Medikamenten innerhalb deutscher Apotheken.
Komplexe Bezahlung für deutsche Apotheken
Eine Apotheke erhält zunächst einen Anteil von drei Prozent des Herstellerabgabepreises eines jeden Fertigarzneimittels. Hinzu kommt eine Pauschale von 8.35 Euro pro verkaufte Einheit eines verschreibungspflichtigen Medikaments. Die anteiligen drei Prozent sind dabei als Honorierung der logistischen Aufgabe der Apotheke zu verstehen. Die Pauschale von 8.35 Euro honoriert die pharmazeutische Dienstleistung. Zusätzlich gibt es noch eine Pauschale von 0.16 Euro zur Förderung des Notdienstes.